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Nikotin

zurück Bild zeigt eine ausgedrückte Zigarette

Die unter anderem auch in Zigaretten enthaltene Substanz Nikotin steht zwar nicht auf der Verbotsliste, wurde aber mit 1. Jänner 2012 in das Monitoring Programm der WADA aufgenommen.   

Aufnahme in das Monitoring Programm

Im Rahmen des Monitoring Programms werden Substanzen bei der Analyse der Dopingproben mituntersucht, bei denen es Hinweise auf einen Missbrauch gibt. Lässt sich aus den gewonnenen Daten und weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass die betreffende Substanz zur Leistungssteigerung im Sport eingesetzt wird, so erfolgt eine Aufnahme in die Verbotsliste der WADA.

Ein allfälliges Verbot von Nikotin würde vor allem auf den Missbrauch in Form von Nikotinbeutel bzw. Snus-Tabak, der zwischen Zahnfleisch und Oberlippe geklemmt wird, abzielen. Die Analysemethoden müssten somit eine entsprechende Unterscheidung ermöglichen.  

Wissenschaftliche Untersuchungen

Einer der Auslöser für die Aufnahme von Nikotin in das Monitoring Programm war eine Studie des Dopingkontrolllabors in Lausanne. Eine Untersuchung von 2.185 Urinproben aus dem Jahr 2010 und 2011 hatte ergeben, das 23 Prozent der Dopingkontrollen aus insgesamt 43 verschiedenen Disziplinen Spuren von Nikotin aufwiesen. 18,3 Prozent der analysierten Proben ließen darauf schließen, dass die Sportler:innen in den letzten 3 Tagen Nikotinprodukte konsumiert hatten. 15,3 Prozent der Werte belegten, dass die betreffenden Sportler:innen unmittelbar vor oder während des Wettkampfes Nikotin angewendet hatten, vermutlich mit leistungssteigernder Absicht. Je nach Sportart variierte der Einsatz der Substanz zwischen 19 bis 55,6 Prozent der untersuchten Proben, wobei American Football (55,6 %) deutlich vor Eishockey und Ringen (je 32 %), Bobfahren (30 %), Kunstturnen (29%), Rugby (28%), Ski Alpin (26 %) und Basketball (25 %) lag (Marclay, et al., 2011).

Im Zuge der Eishockey-WM 2009 hatten die Forscher:innen der vorgenannten Studie herausgefunden, dass 53 Prozent der Spieler kurz vor oder während des Spiels Nikotin-Produkte konsumiert hatten. In der Sportszene ist der Nikotin-Gebrauch ein offenes Geheimnis, besonders der Einsatz von Nikotinbeutel oder Snus-Präparaten erfreut sich auch bei jungen Sportler:innen großer Beliebtheit (ORF.at, 17.2.2012).  

Wirkungen

Nikotin wirkt stimulierend, erhöht den Puls und den Blutdruck und steigert den Adrenalinspiegel. Es kann Entspannung, Glücksgefühle und/oder Aufmerksamkeit auslösen.

Nebenwirkungen

Zur gesundheitlichen Schädlichkeit von Nikotinbeutel und Snus gibt es noch wenige verlässlichen Langzeitstudien, Beobachtungsstudien zeigen aber erhöhte Krebsraten, etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs. Weiterhin legen Studien nahe, dass der Snus-Konsum sich wie das Rauchen negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt. Alle allgemeinen Folgen des Konsums von Nikotin gelten auch für Nikotinbeutel und Snus. Vor diesem Hintergrund ist eine Verharmlosung ("Gesünder als Rauchen") wissenschaftlich nicht haltbar.

Gesetzliche Bestimmungen

Nikotinbeutel mit Tabak (= Snus) dürfen innerhalb der EU (außer in Schweden) nicht verkauft werden.​  Aufgrund der europäischen "Tabakrecht-Richtlinie 2001/37/EU" ist das gewerbliche In-Umlauf-Bringen von Snus in der gesamten Europäischen Union (mit Ausnahme von Schweden) verboten. Verboten ist somit der Verkauf, nicht aber der Konsum.

Nikotinbeutel ohne Tabak sind in Österreich frei verkäuflich. Sie enthalten Nikotin, aber eben keinen Tabak. Tabakfreie Nikotinbeutel werden auch Nicotine Pouches, Nic-Bags oder Nikotinlutschsäckchen genannt. Vom österreichischen Tabak- und Nichtraucher:innenschutzgesetz (TNRSG) sind sie derzeit nicht erfasst. Denn mangels Tabak fallen sie nicht in die Definition „Tabakerzeugnisse“. Und mangels Erhitzung fallen sie nicht in die Definition von „Verwandten Erzeugnissen“, zu denen E-Zigaretten zählen. Auch die EU-Tabakprodukte-Richtlinie regelt Nikotinbeutel bislang nicht.

Einstiegsproblematik - Abhängigkeit

Snus und Nikotinbeutel werden von Drogenberatungsstellen als Einstiegsdroge klassifiziert. Die Präparate sind sehr einfach per Mausklick übers Internet zu bestellen, daher fällt oftmals der direkte Kontakt mit kriminellen Personen weg. Bei dem:der Dealer:in werden aufgrund des Wegfalls der Hemmschwelle auch gleich andere Substanzen gekauft, wodurch der Einstieg in die Drogenkarriere erleichtert ist.

Nichtsdestotrotz machen Snus und Nikotinbeutel durch das enthaltene Nikotin in ähnlichem Maße abhängig wie Zigarettenkonsum. Besorgniserregend ist vor allem, dass die Droge mit dem hohen Suchtpotential bereits von 13- und 14-Jährigen genommen wird. 

Weiterführende Hinweise:

Das österreichweite Rauchfrei Telefon klärt ausführlich zum Thema Tabak- und Nikotinprodukt auf und zeigt Möglichkeiten zur Entwöhnung auf: https://rauchfrei.at 

 

Quellen:

Marclay, F., Grata, E., Perrenoud, L. & Saugy, M. (2012). A one-year monitoring of nicotine use in sport: Frontier between potential performance enhancement and addiction issues. Forensic Science International, Volume 213, Issue 1 , S. 73-84.

ORF.at (2012). Nikotin als Dopingmittel? 17.2.2012. Zugriff am 21.10.2014 unter http://science.orf.at/stories/1694744

vivid.at (2022).  Nikotinbeutel Zugriff am 26.04.2023 unter https://www.vivid.at/thema/tabak/produkte-mit-nikotin/nikotinbeutel/#:~:text=Nikotinbeutel%20sind%20erst%20seit%202019,Ihr%20Konsum%20ist%20legal.

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